Da war noch was…

Es ist schon wieder Monate her, dass einige Flüsse in Deutschland über die Ufer traten und eine Menge Menschen an der Elbe und anderswo ihr Hab und Gut bedroht sahen. Ich hatte mich damals für ein paar Tage nach Tramm begeben, um beim Sandsäcke abfüllen zu helfen. Danach lernte ich Gabi kennen, die die Hochwasser-Niedersachsen-Gruppe auf FB gegründet hatte, in der sie freiwillige Helfer koordinierte. Während die Lage noch bedrohlich war, wurde sie schnell zur Ansprechpartnerin für offizielle Stellen, deren Informationen sie dann auf FB weiterleitete. Wesentlich effizienter, als die Websites einiger Landkreise, auf denen zwei Updates pro Tag schon Jubel wert waren.

Aber nicht nur bei der Sandsackbefüllung wurde koordiniert und informiert, sondern vor allem auch seitdem das Wasser wieder abgeflossen ist. Erst ging es noch um Aufräumhelfer, dann um Spenden, Hilfestellungen und Aufmunterungen für Betroffene. Der eine oder andere mag sich erinnern, dass ungefähr im August kurz etwas von finanzieller Hilfe, die zügig bei Betroffenen ankommen solle, durch die Presse ging – de facto sitzen aber auch jetzt noch viele mit nackten Wänden und Bautrocknern in ihren Wohnzimmern. Wenn sie überhaupt noch eins haben, oder zumindest ein semi-bewohnbares.

Die Last, die auf den Schultern dieser Menschen liegt, durch Sorgen und Ungewissheit, maße ich mir nicht an, vollumfänglich nachempfinden zu können. Dass jedoch jede Hilfe, sei sie auch noch so klein, hier willkommen sein würde, das dachte ich schon. So auch Gabi, mit der ich dann seit Juni in Kontakt stand und die zunächst die Aktion “Aufbaupakete” ins Leben rief. Ein Schuhkarton bepackt mit lauter nützlichen und angenehmen Dingen, wie Mückenspray, Sonnencreme, Handcreme, Desinfektionsmittel, aber auch Kaffee, Tee und Keksen, geschickt an betroffene Bewohner der Gegend. Vielleicht noch mit einer Karte und ein paar aufmunternden Worten dabei. Nicht viel, aber hilfreich. Etwas später gab es dann eine Abwandlung: Schultüten wurden gepackt.

In meinem weiteren familiären Bekanntenkreis rührten wir also eine Zeit lang die Webetrommel und sammelten dann in mehreren Schüben massig liebevoll gepackte Kartons ein und brachten sie zur Sammelstelle, von wo aus sie wiederum von Gabi an die richtigen Orte und Empfänger verteilt wurden.

In dieser Zeit, ungefähr im September, kam mir die Idee, gegen Weihnachten eine Neuauflage der Aufbaupakete zu starten und sprach erneut mit Gabi, die bereits an der Aktion “Nikolauswichteln” herum dachte. Da ich nun wusste, dass sie sich auch weiterhin um die Verteilung kümmern würde und ich somit sicher gehen konnte, dass die Dinge genau dort ankommen, wo sie hin sollen, habe ich überlegt, wie ich mehr Leute erreichen könnte, als nur den Bekanntenkreis. Dieser war ja nun auch schon einmal abgegrast worden.

Da ich zuvor schon einmal in ein größeres Schuhgeschäft gelatscht war, um von dort weitere Kartons zu besorgen, dachte ich dort weiter und sprach mit der Filialleiterin, ob sie mir behilflich sein könne. Sie konnte, wollte (war sogar begeistert) und auch ihr Chef hatte nichts dagegen und so ging es weiter. Die Idee war, für den Zeitraum von vier Wochen verkauften Schuhen einen Flyer beizulegen und zu hoffen bzw. die Kunden zu bitten, dass sie ihren Karton bepackt wieder zurückgeben würden.

Ich bat zwei wunderbare Freunde um Hilfe bei der Gestaltung des Flyers. Die bezaubernde Ruth Frobeen, die mit ihren herzerwärmenden Märchen auch unter edelfrosch bekannt ist, erstellte mir das Textliche und die hinreißende trueffi ließ ihrer Kreativität im Graphikdesign freien Lauf, erstellte ein grandioses Design und half mir den Druck zu organisieren. An dieser Stelle beiden Damen meinen herzlichen Dank für diese ehrenamtliche Hilfe, ohne die ich das so und auch so schnell nie hinbekommen hätte – ihr seid Schätze. ❤

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(Das Geschwärzte sind Informationen, die nicht mehr relevant sind, da die Aktion beendet ist.)

Ich brachte einen ordentlichen Stapel Flyer zum Schuhladen und war überwältigt von der Begeisterung, die sämtliche Mitarbeiter für die Aktion mitbrachten. Die Filialleiterin hatte bereits allen erzählt, was wir vor hatten und sie waren Feuer und Flamme. Eine Woche später holte ich einen großen Haufen Spenden ab, die bislang ausschließlich von den Mitarbeitern gebracht worden waren. Ende November holte ich dann den nächsten Schwung, es waren ungefähr 25 Päckchen zusammen gekommen.

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Ich konnte vorher überhaupt nicht einschätzen, wie viele zusammen kommen würden, bin aber mit dem Ergebnis sehr zufrieden, zumal wir aus dem Freundeskreis dann auch noch mal eine ganze Menge bekamen. Anfang Dezember fuhren wir dann mit vollgeladenem Kombi wieder runter und gaben die Ladungen bei Gabi ab, die im Laufe der folgenden Tage diese Päckchen weiter verteilte.

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Ein paar Eindrücke von den Übergaben kann man hier und hier auf der FB-Seite der Helfianer, dem Nachfolger von Hochwasser-Niedersachsen, anschauen. (Ist auch sichtbar, wenn man nicht bei FB ist.) Die Helfianer gUH wurde als gemeinnützige Gesellschaft im Laufe des Herbsts gegründet, um die Arbeit, die bei Hochwasser-Niedersachsen begann, weiterzuführen. Auf deren Website gibt es weitere Bilder, Informationen zu bisherigen Projekten und wie auch jetzt noch geholfen werden kann.

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3 Responses to Da war noch was…

  1. Pingback: Woanders – diesmal mit Barhockern, klugen Frauen, faulen Schriftstellern und anderem | Herzdamengeschichten

  2. Rebekka. says:

    Großartige Aktion! Und die Idee, via Schuhgeschäft Leute zu erreichen, die quasi soeben eine geeignete Verpackung gekauft haben, ist uber-cool. ❤

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