Serendipity

Es ist nur ein Datum. Und doch, irgendwie haut es mich heute schon seit dem Aufwachen immer wieder aus der Spur. Ich vermisse ihn heute nicht weniger, als ich es gestern tat. Und ich werde ihn morgen auch nicht weniger vermissen, als ich es heute tue. Aber ich bin heute ein deutliches Stück emotionaler.

Es ist Großvaters erster Todestag.

Vor einem Jahr saß ich gerade in einer Telefonkonferenz mit meinem Chef, als meine Mutter mich anrief. Noch bevor ich abnahm wusste ich, was ihr Anruf zu bedeuten hatte. Auf dem Display stand die Festnetznummer meines Großvaters. Ich sagte zu meinem Chef Das ist jetzt der Anruf. Und er sagte Geh ran, ich bleib bei Dir. Nachdem ich wieder aufgelegt hatte, vermutlich war es nicht einmal eine Minute, die ich mit meiner Mutter sprach, bestätigte ich meinem Chef die Ahnung und er sprach mir sein Beileid aus und schickte mich nach Hause. Er würde sich um alles andere kümmern. Ich solle nicht wieder ins Büro kommen, bevor ich mich nicht wirklich danach fühle. Auch wenn es Tage wären.

Dies war nicht das erste Mal, dass er mich in Bezug auf meinen Großvater unterstützte. Mein Chef war der Erste, der ihn nicht nur als Grund für die große Lücke in meinem Lebenslauf hinnahm, sondern wertschätzte, dass und wie ich Zeit mit ihm verbracht hatte. Er war derjenige, der mich bereits während meines Vorstellungsgespräches darin bestärkte, dass es sehr richtig und wichtig gewesen war, diesen Schritt gegangen zu sein und mir sogar fast dafür dankte.

Auch in den Wochen vor dem Tod war mein Chef eine emotionale Stütze, fragte nicht nur nach dem Befinden meines Großvaters, sondern auch nach meinem und gab mir mit seiner Ruhe, Erfahrung, offenen Ohren und Herzenswärme die Stärke, die mir half, die Zeit zu überstehen und auch noch Kraft für andere zu haben.

Ich hatte mich damals immer wieder daran erinnern müssen: In fünf Jahren erinnerst Du Dich nicht daran, dass Du keinen Job hattest, ohne Ende demotivierende Absagen sammeltest und verzweifelt und frustriert warst, sondern Du wirst Dich daran erinnern, dass Du Zeit mit Deinem Großvater verbracht hast.

Ich hätte sicher mehr Zeit in bessere Bewerbungen stecken und meiner beruflichen Orientierung mehr Aufmerksamkeit schenken können. Ich habe stattdessen Zeit mit meinem Großvater verbracht. So wertvolle, unwiederbringliche Zeit. Das, was ich aus dieser gemeinsamen Zeit mit ihm gelernt und mitgenommen habe, wird mir niemals jemand nehmen können. Niemals. Es ist das, wovon ich heute zehre. Das, woran ich mich nur zwei Jahre später mehr erinnere, als an die Gefühle der Verzweiflung über meine berufliche Situation und die Unsicherheit über meine Zukunft.

Es war hart.
Und ich zweifelte.
Lies mich durch andere verunsichern.
Und fuhr dann doch zu Großvater.
Immer wieder.
Monate lang.

—–

Vorhin bekam ich eine Anfrage einer jungen Praktikantin aus unserem Hauptsitz, ob ich hier in Hamburg einen Praktikanten unter meine Fittiche nehmen könne. Ich rief sie an, eigentlich nur, um ihr vorsichtig beizubringen, dass ich da keine Möglichkeiten sehe, obwohl ich gerne einem jungen Menschen die Chance geben würde.

Ich erklärte ihr ein wenig meine Rolle und meine Aufgaben, sie fragte interessiert und intelligent nach, über dies und das und jenes. Wir kamen auf ihren weiteren Weg zu sprechen. Sie fragte mich um Rat, bezog sich auf zuvor Erwähntes, schlussfolgerte clever, fragte mehr und öffnete sich langsam über ihre Unsicherheiten bezüglich ihrer weiteren Schritte, wenn ihr Praktikum in einem Monat zu Ende geht.

Sie setzte sich wahnsinnig unter Druck, bald, schnell, jetzt wissen zu müssen, wie es weiter gehen solle. Ich erzählte ihr von der Zeit, in der ich schier verzweifelte, weil ich damals eben dies auch nicht wusste und gleichzeitig das Geschenk der Großvaterzeit erhielt. Ich schloss meine Erzählung mit der Anmerkung, dass es nicht einmal fünf Jahre gedauert hat, bis ich zu der Erkenntnis erlangte, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als genau und vor allem schnell zu wissen, wie es weitergehen soll, sondern dass ich bereits heute, an seinem ersten Todestag, auf diese Zeit mit tiefster Dankbarkeit zurückblicke.

Und da brach es aus ihr heraus: ihr ginge es momentan ganz ähnlich, neben der ganzen Planung, Organisation und Nachdenkerei, wie es weitergehen solle und dem Schreiben ihrer Bachelorarbeit, führe sie auch jedes Wochenende zu ihrer Großmutter. Aber eigentlich verbringe sie viel zu viel Zeit dort mit Putzen und Dinge für Oma erledigen und wollte doch viel lieber einfach neben Oma sitzen und mit ihr reden, wertvolle Zeit verbringen.

Plötzlich unterbrach sie sich selber, stutzte einen Moment und merkte an, dass sie ja in einigen Jahren nicht zurückblicken und sich denken würde „hätte ich doch nur mehr geputzt“. Sie wirkte plötzlich leichter in der Stimme, erleichtert geradezu und dankte mir für das Teilen meiner Geschichte, das habe ihr sehr geholfen und käme gerade zur rechten Zeit. Ein Knoten habe sich bei ihr gelöst.

Ich kann mir gerade keine schönere Würdigung meines Großvaters und seines Lebens vorstellen, als meine Erfahrungen an einen jungen Menschen weiterzugeben und ihm damit helfen zu können.

Dass ich dieses Gespräch, welches auch mir sehr gut getan hat, gerade heute haben durfte, dass sie mich ausgerechnet heute ansprach und wir telefonierten, das ist für mich der Inbegriff von Serendipity.

Serendipity war eines der Lieblingswörter meines Großvaters.

 

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Der Tod ist nicht das Ende – #1000Tode

„Er ist für immer von uns gegangen.“

Dieser Satz, den man recht häufig antrifft, wenn jemand verstorben ist, verfolgt mich seit einigen Wochen.

Physisch ist er sicherlich passend, emotional für mich jedoch ganz und gar nicht.

Mein geliebter Großvater starb letztes Jahr im Juli und auch wenn ich ihn nicht mehr umarmen kann, so ist er immer noch da.
Er ist da, wenn ich eine der selteneren Euro-Münzen in die Hände bekomme und sie zur Seite lege, um sie im später mitzubringen.
Er ist da, wenn ich eine Zahlenspielerei entdecke und ihm davon erzählen will.
Er ist da, wenn ich über ein besonderes Wort stolpere, welches ich ihm dann schenken möchte.
Er ist da, wenn ich eine Frage zu Chemie oder Physik habe.
Er ist da, wenn ich die Nachrichten schaue und mich mit ihm über Politik und Wirtschaft austauschen will.
Er ist jeden Tag da, in meinen Gedanken, in meinem Herzen.

Und er fehlt! Aber er bleibt lebendig durch diese Gedanken.

Deswegen fließt mir auch immer mal wieder was dazu durchs Herz über die Hand aufs Papier, bzw. auf den Bildschirm. Seit seinem Tod habe ich aber nichts mehr über meinen Großvater hier veröffentlicht. Es fühlte sich nicht richtig an.

Neulich schrieb ich dann einen Text, der die anderthalb Jahre bis zu seinem Tod noch einmal nachzeichnete. Mir war danach, ihn zu teilen, aber eben auch nicht hier. Einen Tag später lief mir dann das #1000Tode Projekt von Frau Frohmann über den Weg. Ich finde die Grundidee dieses Projekts, sich mit dem Tod aus ganz vielen verschiedenen Perspektiven aus auseinanderzusetzen, großartig, denn in meinen Augen ist der Tod viel zu sehr Tabu-Thema geworden und dass obwohl er ja nun leider mal zum Leben einfach dazu gehört. Zusätzlich gehen die Autoren- und Herausgeberanteile am Erlös als Spende an das Kinderhospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow. Trefflicher hätte das wohl nicht ausgesucht werden können.

In diesem Kontext empfand ich meinen Text angemessen aufgehoben und schrieb Frau Frohmann an, ob ich auch meinen Text einreichen könne. Ich konnte. Nun ist also die dritte Version von #1000Tode erhältlich und meinen Text findet man unter Nummer 320. Ich werde ihn ganz bewusst hier (noch?) nicht veröffentlichen, es fühlt sich immer noch nicht ganz richtig an. Mal sehen, ob das so bleibt.

Ich möchte an dieser Stelle noch anmerken, wie sehr mich Frau Frohmann mit ihrem Einsatz und ihrer Herangehensweise beeindruckt. Sie wird bei jedem Text, den sie erhält zwangsläufig mit Tod und Trauer konfrontiert, ich kann nur ahnen, wie schwierig es ist, die Balance zwischen „Selbstschutzmauer bauen“ und „nicht kalt dabei werden“ zu finden. Ich kenne Frau Frohmann nicht, ich weiß nicht, wie sie damit umgeht, wie schwer ihr das fällt, aber ich habe einen tiefen Respekt für diese Leistung und vor allem die Bereitschaft, sich dem auszusetzen. Nicht jeder der bisher von mir gelesenen Texte hat mich zum Weinen gebracht, aber viele. Wer weiß, wie es ihr dabei ergeht.

Zum emotionalen Inhalt kommt noch der unfassbar große Umfang des Projektes hinzu. Ich alleine habe drei direkte Emailwechsel mit ihr gehabt, und vermute, dass sich das noch am unteren Ende der möglichen Skala befindet.
Anfrage – Bestätigung
Text – Korrekturen
Korrekturbestätigung/Frage – Bestätigung

Wenn man von 100 neuen Texten zwischen Version 2 und 3 ausgeht (ich glaube tatsächlich waren es knapp über 100), sind das also allein schon 300 gelesene und 300 geschriebene Emails. Selbst bei einer vermutlich schon unrealistisch betrachteten Durchschnittszeit von 10 Minuten pro Email landet man bereits bei 100 Stunden. Hinzu kommt die durchschnittliche Lesezeit pro Text fürs Lektorat, ich vermute, dass das im Vergleich zum „normalen Lesen“ mindestens die doppelte, vermutlich eher dreifache wenn nicht sogar vierfache Zeit dauert. (Ich habe keinerlei Erfahrungswerte und bauchfühl-rate hier nur so laienhaft rum.) Aber nehmen wir einmal an, ein Text könne in 30 Minuten lektoriert werden, so lägen wir mit 100 Texten bereits bei weiteren 50 Stunden. Bei 100 neuen Texten kämen wir also auf ein Minimum von 150 Stunden Arbeit. Minimum! Ich glaube ja, dass das um Längen mehr sein muss, da der Aufgabenumfang zweifelsohne deutlich größer ist. Uff! Und es lagen ja nur wenige Wochen zwischen den beiden Versionen.

Frau Frohmann, ich ziehe meinen Hut vor Ihnen und danke Ihnen aus tiefstem Herzen dafür, unseren Toden ein angemessenes Zuhause zu geben.

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You’ve gotta get up and try, try, try…

Manchmal muss man ja einfach aufstehen und sich trauen. Hat unter anderem Pink drüber gesungen. Und ich dann letzte Woche auch.

Hä?
Worum geht es?

Vor einiger Zeit las ich irgendwo über “Hamburg singt – Der Chor für alle“, ich glaube, es war beim Herrn Buddenbohm, der hat ja immer sehr interessante links in seinem Blog. (Edit: War natürlich dort, und zwar genau hier.) Ich war neugierig geworden, zumal ich sehr lange in einem Chor gesungen habe und sehr gerne wieder in dem dazu passenden Nachfolger-Chor singen würde. Jedoch ist es leider aus beruflichen Gründen für mich nicht möglich, regelmäßig zu Proben zu erscheinen, somit fällt das flach. Aber beim Hamburg singt Chor ist das nicht weiter schlimm, also suchte ich meinen Terminkalender nach dem nächsten freien Termin ab.

Bis zum ersten passenden Termin waren noch ein paar Wochen hin, also wirklich ausreichend Zeit für meine Nervosität um ordentlich durchzudrehen. Ich hatte wirklich so gar keine Ahnung, was mich erwarten würde. Weder was den Ablauf anbetrifft, noch die Anzahl der Teilnehmer. Der Gedanke daran, alleine dort hin zu gehen ließ meine geballten Unsicherheiten hochkommen und bis kurz vor Beginn diskutierte ich in meinem Kopf mit mir selber. Ich könnte ja auch einfach nach Hause gehen, ich würde ja niemanden versetzen. Aber ich versuchte mich zusammenzureißen.

Mit zitternden Händen und Herzschlag bis zum Hals ging ich dann aber nach der Arbeit rüber zu dem Gebäude, in dem gesungen wird. Es befindet sich ungefähr 50m Luftlinie von meinem Büro, sehr angenehm. Etwas verloren stolperte ich durch die Tür hinein und folgte den anderen, kaufte eine Karte und versuchte herauszufinden, wo ich mich am besten hinsetzen könnte. Alle um mich herum kamen entweder zu zweit, in größeren Gruppen oder warteten sichtlich noch auf Verabredungen.

Ich setzte mich auf die Empore, auf der laut Plan die tiefen Frauen- und hohen Männerstimmen angesiedelt sein sollten. Der Platz war ideal, um mich umzuschauen und alles auf mich wirken zu lassen. Innerlich kämpfte ich immer noch mit meinem Fluchtreflex und begann, hallo Übersprungshandlung, mir noch ein paar Notizen für die Arbeit zu machen.

Eine Frau setzte sich neben mich, die Freunde, die sie erwartete tauchten doch nicht auf und wir kamen kurz ins Gespräch. Einen Moment später ging es dann auch schon los: die Band begann zu spielen, die zwei Solisten und der Chorleiter zu singen, ein Text wurde an die Wände projiziert, alle standen auf und begannen ebenfalls zu singen. Huch! Das hat mich dann doch etwas überrumpelt, zumal es kein mir bekanntest Lied war, den Zeilen nach zu urteilen scheint es aber wohl das übliche Anfangslied dort zu sein.

Dann begrüßte der Chorleiter alle, ich bekam nur die Hälfte mit, weil ich mir die ersten 15 Minuten noch völlig unbeholfen und fehl am Platz vorkam. Aber langsam kam ich rein und es wurde einfach gesungen, ganz entspannt. Ab und an wurde ein Refrain oder eine Strophe mehrfach wiederholt, um die Melodie zu lernen, auch in unterschiedlichen Stimmen. Aber im Grunde war es ganz leicht, einfach mitzumachen.

Die Lieder scheinen zum größten Teil jede Woche neue zu sein, man kann am Ende beim Rausgehen auch Vorschläge hinterlassen. Wir gingen mehrfach durch insgesamt sechs Stücke* durch und sangen am Ende dann noch einmal alle hintereinander weg. Die Stücke waren gut ausgesucht, um sie in dieser Form zu singen. Eins kannte ich gar nicht, die meisten gefielen mir gerade zum Singen sehr gut. Zum Schluss gab es dann noch ein entsprechend umgetextetes “In Hamburg singt man Tschüss”.

Meine Nerven hatten sich nach ungefähr dem zweiten Lied beruhigt, ich war mit etwas beschäftigt, was ich ganz gut kann, singen. Der Chorleiter ist eine echte Rampensau, die Band spielte mitreißend und die Solistinnen hatten geniale Stimmen. Nach Ende der Probe stellte sich bei mir ein bekanntes Gefühl ein, so hatte ich mich früher auch schon nach Chorproben gefühlt: “freigesungen”, entspannter, für eine Weile aus der Welt herausgerissen. Im positivsten Sinne.

Ich weiß jetzt schon, dass ich mich auch beim nächsten Mal werde wieder sehr überwinden müssen, um mich da erneut hin zu trauen. Die Unverbindlichkeit, die ich eigentlich so gar nicht gerne mag, ist bei diesem Format nun genau das, was es mir überhaupt erst ermöglich, daran teilzunehmen. Also werde ich erneut aufstehen und versuchen, mich nicht selber verrückt zu machen, denn:

You’ve gotta get up and try, try, try…

*
Made In England – Elton John
Try – Pink
Ohne Dich – Münchner Freiheit
The Worlds Greatest – R. Kelly
I Want It All – Ronan Keating
I Try – Macy Gray

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Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?

Eine freundliche Frage. Manchmal hört man sie auf der Straße, im Bus, in der Bahn. Manchmal wäre es schön, man hörte sie, aber sie bleibt aus. Manchmal gibt es keinen offensichtlichen Grund, sie zu stellen und doch wäre es angebracht.
Und dann gibt es noch die Situation, in der mir persönlich einfach danach ist, diese Frage zu stellen, ganz ohne konkreten Anlass.

Daher:
Fehlt Ihnen noch eine kleine Aufmerksamkeit für einen Menschen, der Ihnen lieb ist?

Kann ich Ihnen dabei vielleicht behilflich sein?

Dazu ein kleiner Exkurs:
Im vorletzten Winter habe ich mit dem Stricken begonnen. Man kann davon halten, was man will. Man kann Stricken für spießig halten oder altbacken. Man muss es nicht mögen, man muss es nicht verstehen, aber mir bringt es einen willkommenen Ausgleich zu meiner täglichen Arbeit. Dort sehe ich selten einen direkten Effekt meines Einsatzes, das ist manchmal frustrierend. Wenn ich stricke, dann erschaffe ich etwas mit meinen eigenen Händen, ich sehe den Fortschritt und nebenbei entstehen selbstgemachte Geschenke. Das hat etwas befriedigendes, das fühlt sich gut an. Mein Lieblingsstrickstück sind mittlerweile Handstulpen mit einem Eulenmuster. (Ja, ich finde auch der Begriff Strickstück klingt albern, aber so heißt das nun mal.) Sie sind relativ zügig fertigzustellen, dabei aber nicht zu langweilig im Muster, verbrauchen keine Unmengen an Wolle und praktisch sind sie in der kalten Jahreszeit noch dazu.

Was genau das jetzt mit Ihnen zu tun hat? Ganz einfach: Ich habe drei Paar Stulpen, die ich gerne verschenken würde. Und ich frage Sie, wer sie bekommen soll.

Erzählen Sie mir, wem und warum Sie gerne ein Paar Eulenstulpen schenken würden.

Wenn mehr als drei Wunschempfänger zusammenkommen, lose ich am 4. Advent um 19 Uhr aus. Wenn ich dann auch rechtzeitig erfahre, wohin ich sie schicken soll, geht die Post am 22. auf Reisen*. Es gibt zwar keine Garantien für rechtzeitige Lieferung zu Heiligabend, aber es geht mir hierbei auch nicht direkt um Weihnachten.

Also, kann ich Ihnen behilflich sein? Dann auf die Kommentare, fertig, los!

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xx

Sollten Sie Gefallen an dem Gedanken haben, jemand anderem einfach nur so zu helfen und vielleicht auch mir eine kleine Freude machen wollen, so lege ich Ihnen die Klinik Clowns in Hamburg ans Herz (herzlich gern mit dem Betreff „Eulenfreuden“). Es wird automatisch eine Spendenbescheinigung zugesandt, wenn die Adresse mit angeben wird.


*Eine Adresse können Sie mir dann per eimerchen (at) ymail (dot) com zukommen lassen.

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Mein Hydra-Duschkopf

Ich stehe im Badezimmer und will gerade unter die Dusche gehen, als ich merke, dass meine Füße bereits nass sind. Ich blicke an mir herunter und sehe eine etwa 1 cm hohe Pfütze. Aus einem Hahn unter dem Waschbecken fließt beständig Wasser. Ich versuche ihn zu schließen, aber sobald ich damit erfolgreich bin, wachsen aus der Wand zwei weitere Wasserquellen. Ich versuche diese zu schließen, aber mit jedem Hahn, den ich zudrehe, ploppen weitere zwischen den Fliesen hervor. Einige sind einfach nur offene Rohre, sie lassen sich nicht zudrehen.

Wie bei einer pervertierten Version von Twister versuche ich mit Händen und Füßen die Fluten zu stoppen, aber es wird immer mehr. Das Wasser steigt kontinuierlich, fließt jedoch nicht aus dem Badezimmer heraus. Eine unsichtbare Wand hält es im Türrahmen auf. Nun ist auch der Duschkopf zur Hydra mutiert und versprüht von oben wie wütend gewordene Feuerwehrschläuche das kühle Nass aus allen Mäulern.

Gleich ist das ganze Bad voll mit Wasser, ich hole einmal tief Luft und tauche unter.

Als ich unter meiner Bettdecke hervortauche und aus dem Fenster blicke, kübelt es draußen sintflutartig und plätschert lautstark, wie schon in den letzten 48 Stunden. Und ich muss erstmal dringend aufs Klo.

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Ich reagiere eimerig…

…habe ich neulich @larifariabel geantwortet, als sie mir ein Blogstöckchen zuwarf.

Eimerig heißt in diesem Falle also mit Verspätung und nicht ganz nach den Regeln. Tja nun, so ist er nun mal, der Eimer. Also, es gibt keine weiteren Nominierungen oder anderes regelkonformes Gedöns, aber Antworten oder zumindest sowas ähnliches auf die gestellten Fragen.

1. Gibt es etwas, ohne das dein Tag nicht vollständig ist? Was ist es?

Darüber habe ich tatsächlich sehr lange nachdenken müssen, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich so ein etwas wohl nicht habe. Ich bin mir aber auch sehr sicher, dass wenn ich Kinder hätte, die Antwort anders lauten würde. Aber das ist eine andere Geschichte.

2. Für welches Buch oder welchen Film würdest du noch einmal alles stehen und liegen lassen, erschiene es/er gerade ganz neu?

Hm, was ändert sich denn durch die Neuerscheinung? Der Inhalt der erzählten Geschichte? Wohl weniger. Im Film eventuell die Darstellung? Möglich. Lohnt es sich, dafür irgendetwas stehen und liegen zu lassen? Bezweifel ich stark. Bücher sind mir näher als Filme, aber wenn ich ein Buch lese, dann male ich mir im Kopf ja meinen eigenen “Film” dazu, da braucht es also gar keine Neuerscheinung, um meine Phantasie anzuregen. Das kommt beim erneuten Lesen ohnehin jedes Mal.

3. Kaffee oder Tee?

Morgens zum Aufwachen Kaffee oder Cappuccino. Ab Mittags/Nachmittags Tee.

4. Bist du eher Stadtmensch oder Dorfbewohner?

Stadt! Auf jeden Fall Stadtmensch. Ich mag zwar ab und an auch die Ruhe und Beschaulichkeit vom Dorf, so zum Ruhe tanken, aber müsste ich in der für mich empfundenen Pampa leben, bekäme ich die Motten. Mir kommt ja nach London selbst Hamburg manchmal noch zu klein und langweilig vor.

5. Gibt es “den besten Moment im Leben” oder eher viele kleine Momentpuzzleteile?

Ich finde den Gedanken, dass es nur einen besten Moment geben könnte, etwas traurig. Denn wenn das so ist, dann hat man entweder, wenn man ihn dann (endlich?) erlebt hat, danach nichts “Bestes” mehr zum drauf hinfreuen bzw. es anzustreben, oder man denkt bei jedem schönen Moment, dass es noch einen besseren, den besten, geben könnte und kann das was dann gerade passiert, gar nicht richtig genießen und wertschätzen.

Jeder schöne, besondere, merkenswerte Moment kann ein “bester” sein, für exakt den Moment zumindest, so sollte man ihn aufsaugen, genießen, wahrnehmen. Aber ich möchte ihn nicht als einzigen besten im Großen und Ganzen sehen, jeder ist anders und schön unter anderen Gesichtspunkten.

Ganz praktisch gesehen: einer der schönsten Momente bisher in meinem Leben war, das erste Mal meinen Neffen im Arm zu halten. Aber auch, als er sich das erste Mal voller Vertrauen an mich kuschelte und in meinen Armen einschlief. Keiner dieser Momente ist besser als der andere, aber beide sind unfassbar wundervoll. Und derlei Momente wird es hoffentlich noch ganz viele weitere geben, ob mit ihm oder anderen…

6. Dir schenkt jemand ein Schloss, du musst es aber entweder selbst putzen oder als Museum eröffnen und im Keller wohnen, was tust du?

Ganz klar Museum. Mit Spezialführungen durchs Schloss, solchen die auch Kindern Spaß machen. Und darin im Keller zu wohnen bin ich schon geübt, das tu ich seit vier Jahren.

7. Hattest du eine Lieblingsgeschichte als Kind?

Nein, ich hatte keine einzelne, explizite Lieblingsgeschichte. Aber ich habe vermutlich jedes Astrid Lindgren Kinderbuch mehrfach vorgelesen bekommen und selber gelesen. Die mochte ich eigentlich alle. Aber auch die Geschichten von Erich Kästner, Otfried Preußler und James Krüss.

8. Was käme dir eher in den Garten, Liegewiese, Gemüsebeete oder Zierblumen?

Definitiv keine Zierblumen. Spiel- eher als Liegewiese. Gemüsebeet würde ich wohl gerne haben wollen, aber mein schwarzer Daumen ist da kontraproduktiv.

9. Gibst du eine zweite Chance?

Ja. Grundsätzlich erstmal nicht ausgeschlossen. Denn es ist menschlich, Fehler zu machen. Ich weiß, dass ich welche mache und ich wünsche mir ja auch, eine zweite Chancen zu bekommen, wenn ich mich fehl verhielt. Wer wäre ich also, sie anderen zu verwehren? Ein Wille aus dem Fehler zu lernen, sollte aber schon da sein.
Aber auch andersherum bin ich Mensch: ich kann nicht immer vergessen. Ich versuche (zu angemessener Zeit) zu verzeihen, aber auch das fällt nicht immer leicht, manchmal dauert es auch sehr lange. Wenn Vertrauen kaputt gegangen ist, dann ist es nur sehr schwer, dieses wieder aufzubauen. Aber ich möchte danach streben, mich nicht von Misstrauen leiten zu lassen, auch wenn es mir aufgrund bereits gemachter Erfahrungen manchmal sehr schwer fällt.
Ich sehe allerdings eine andere Situation darin, wenn man zum Beispiel keine Gemeinsamkeiten mehr in einer Beziehung sieht. Und Beziehung meint hier nicht ausschließlich eine Partnerschaft, sondern jegliche Art zwischenmenschlicher Beziehung, also auch Freundschaften oder Bekanntschaften. Wenn da die grundsätzliche Schnittmenge nicht (mehr) vorhanden ist, dann ist es eventuell besser bei “agree to disagree” zu landen, anstatt auf Deubel komm raus, dem ganzen eine weitere Chance geben zu wollen. Meist streben Menschen nach solch einem “Zusammenraufen” eher aus Erwartungshaltungen von außen heraus und das bringt häufig nichts, außer vergeblich aufgebrachter Energie, etwas zu retten zu versuchen, was vielleicht einfach nicht sein soll.
Ich könnte zu diesem Thema vermutlich seitenweise was schreiben, fehlten mir nicht die treffenden Worte, jeder möglichen Situation gerecht zu werden. Denn wie genau die Chancen auf eine zweite Chance genau beschaffen sind, das ist so “fallspezifisch”, wie die Situationen einzigartig sind, aus der heraus diese Frage entspringt.

10. Wie oft bist du schon umgezogen?

15 Mal.

11. Was wolltest du schon immer mal sagen?

Kein Kommentar.

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Zehn(+) Bücher

Am Samstag listete die von mir sehr geschätzte und gern gelesene Christine Finke, alias “Mama arbeitet“, auf FB zehn Bücher, die sie irgendwie begleitet bzw. eher geprägt haben. So war es ihr als „Aufgabe“ gestellt worden und so forderte sie einige andere auf, es ihr gleich zu tun, so auch mich.
Ich finde es, wie wahrscheinlich die meisten, nicht ganz einfach, mich auf zehn Titel zu beschränken und vor allem, wenn ich schon nur zehn auswähle, das ohne Begründung stehen zu lassen. Daher jetzt hier meine Auflistung, mit Begründung, aber ohne explizite Reihenfolge.

1) “Madita” von Astrid Lindgren. Im Grunde steht Madita stellvertretend für alle Bücher dieser wunderbaren Autorin. Warum dieses und nicht Pippi oder Ronja? Weil Madita bei uns in der Familie durch meinen kleinen, damals noch kaum sprechenden, Bruder zum Synonym für „Sonntagmorgens von Oma im Bett mit Kakao und Buchstabenkeksen vorgelesen bekommen“ gemacht wurde.

2) “Die Kinder aus No. 67” von Lisa Tetzner. Ich kann tatsächlich nicht so recht den Finger drauf legen, warum mir ausgerechnet dieses Buch, bzw. die zu diesem Titel gehörigen vier Bände, in Erinnerung geblieben sind. Aber allein die Tatsache, dass gerade dieser Titel mir nach über 20 Jahren im Kopf geblieben ist, sagt ja schon einiges aus. Ich erinnere mich noch daran, wie diese Bücher aussahen, dass ich sie verschlang und gebannt die Handlung verfolgte. Ich habe damals unheimlich viele Bücher der Jugendbuchreihe vom dtv gelesen, meist zwei bis drei Jahre vor dem jeweils empfohlenen Alter, weil ich alle anderen bereits durch hatte. Ich möchte diese Bücher auch heute noch einmal lesen. Das alles zusammen, finde ich, qualifiziert es definitiv für diese Liste.

3) “Der Medicus” von Noah Gordon. Ich befürchte, ich habe dieses Buch gelesen, als ich noch viel zu jung dafür war, es wirklich gut zu verstehen. Ich las es, als ich krank war, an einem Tag durch. In Erinnerung geblieben ist mir meine Faszination mit einer ganz bestimmten Szenenbeschreibung. Ich lasse mal offen, welche Szene das war, der eine oder andere wird es ahnen können. 😉 Auch ein Buch, welches ich sicherlich bald mal wieder lesen werde.

4) “Sofies Welt” von Jostein Gaarder. Ich konnte mit Philosophie nicht viel anfangen, auch heute noch reizt mich das Thema nicht unbedingt, ist eher eins von dem ich denke, ich müsste mich doch eigentlich mal mehr damit beschäftigen, aber die richtige Begeisterung kommt nicht auf. Und genau das macht dieses Buch besonders für mich, denn ich las es tatsächlich sogar drei Mal. Allerdings zwei Mal davon nur in Teilen, nämlich jeweils einmal die Briefe von Sophie und einmal von dem alten Mann, in der dritten Runde dann von vorne bis hinten wie ein normaler Leser.

5) “Flowers in the Attic” von Virginia C. Andrews. Dieses Buch, das erste einer mehrbändigen Reihe, wurde mir von einer englischen Freundin empfohlen, als ich begann wirklich Englisch zu lernen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre lang Englisch in der Schule gehabt, tat mich aber schwer damit, Bücher auf Englisch zu lesen, weil ich mich immer damit verrückt gemacht habe, nicht jede Vokabel zu verstehen und somit meinte, sie nachschlagen zu müssen. Das hat mich natürlich vollkommen aus jeglichem Leserhythmus gebracht und mir den Spaß an englischsprachiger Lektüre vermiest, bzw. in der Schule zur Qual gemacht. Die Empfehlung wirkte: es war so geschrieben, dass man die Bedeutungen aus dem Kontext gut erfassen konnte, auch wenn zu Beginn noch recht viele Vokabeln pro Seite fehlten. Ich war derart gebannt von der Geschichte, die zusätzlich auf einer wahren Begebenheit beruhen sollte und mich daher doppelt faszinierte und gruselte, dass ich meinen Perfektionsdrang, absolut alles genau verstehen zu wollen, sehr schnell vergaß.

6) “Lysistrata” von Aristophanes. Da mir nicht nur die eine sondern auch die andere tote Sprache in der Schule vorgesetzt wurde, gab es dieses Stück im Original, also auf Alt-Griechisch, zu lesen, wobei „zu übersetzen“ es wohl eher trifft. Solche Übungen haben mir zumeist wenig Spaß gemacht, jedoch war dieses Werk von unserem großartigen Referendar vorzüglich gewählt. Die Aufmerksamkeit einer Horde pubertierender Schüler ist eben am besten mit den versauteren Werken der alten Griechen zu gewinnen, und davon haben die eigentlich einige zu bieten. Der Referendar setzte dann noch einen drauf und versah eigenhändig die Comic-Version (ich meine zu erinnern, dass die von Ralf König war) mit den Originalsätzen. So klappt‘s auch mit den „Sorgenschülern“.

7) “Romeo and Juliet” von William Shakespeare. Im Original und im Grunde unter Zwang, da im Englisch Leistungskurs, gelesen. Aber der Schönheit der Sprache von Herrn Shakespeare konnte selbst der Interpretationswahn meiner Englischlehrerin nichts anhaben. Zum Glück! Denn viele andere gute Bücher hat mir diese Dame mit ihren absurden Aufsatzthemen echt ruiniert.

8) “Financial Accounting” von Libby, Libby and Short. Ein echtes Fachbuch, ja. Noch dazu eines, welches man vom Umfang her äußerst effektiv gegen Einbrecher einsetzen könnte, sofern man genug Muskeln hat, es hochzuheben. Aber es hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, denn es ist derart sinnvoll strukturiert und angenehm geschrieben, dass ich es relativ mühelos im Selbststudium durcharbeiten und mich zu einer sehr erfreulichen Klausurnote bringen konnte, obwohl ich die 30 Kontaktstunden mit dem Prof zu diesem Thema komplett verpasst hatte. So müssten alle Lehrbücher aufgebaut sein.

9) “Call the Midwife” von Jennifer Worth. Hach! Einfach nur hach! Ganz zauberhaft geschriebene Lebenserinnerungen einer Hebamme und Krankenschwester im Londoner East End der Nachkriegszeit. (Und nicht minder zauberhaft von der BBC filmisch als Serie umgesetzt.) Man lebt die Geschichten mit, lacht, leidet, weint, ist berührt und erfährt nebenbei noch sehr viel über die Anfänge der NHS, den schon (für mich zumindest) recht beeindruckenden medizinischen Wissensstand dieser Zeit (mit sehr beschränkten Mitteln), überhaupt über den herrschenden Zeitgeist und Auswirkungen dunklerer Kapitel der englischen Geschichte (Stichwort Work Houses). Darüber hinaus fand ich die Ausführungen zum Cockney Rhyming Slang wahnsinnig interessant. Cockney wird gerne mal zu Unrecht mit „ungebildet“ oder „primitiv“ assoziiert, dabei steckt so viel mehr dahinter und es ist eigentlich eine wahnsinnig clevere und komplizierte Sprachvariante.

10) “Stasiland” von Anna Funder. Uff! Das war das vorherrschende Gefühl, welches ich bei dieser erst kürzlich genossenen Lektüre hatte. Aber ein interessantes ‚uff‘. Die Autorin ist Australierin, die Deutsch spricht und sich in Berlin 1994/96 auf die Suche nach Geschichten von Opfern und Tätern rund um die Stasi macht. Das ist noch so frisch, noch so wenig „Geschichte“ mit der normalerweise damit assoziierten zeitlichen Distanz, dass es einem nicht leicht fällt, sich immer wieder daran zu erinnern, dass dies kein Roman ist. Über Vieles was ich las hatte ich bereits gehört oder davon gelesen, aber dennoch, diese recht kompakte Zusammenstellung und die Verknüpfungen der verschiedenen Begebenheiten durch die Empfindungen und Gedanken der Autorin selber, ergeben einen irre lesenswerten und lehrreichen Einblick in ein, in meinen Augen noch viel zu wenig adressiertes und erst recht nicht aufgearbeitetes, Kapitel der ganz jungen deutschen Geschichte.

Da ich mich partout nicht entscheiden konnte und ich außerdem als Zahlenliebhaber mit der 13 ein ganz besonderes Liebesverhältnis pflege, gibt es hier noch drei Bonus-Bücher:

a) Aus vergangener Zeit ist das “Die Welle” von Mortin Rhue. Ich glaube kaum, dass eine Erklärung notwendig ist, warum dieses Buch einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Wer das nicht nachvollziehen kann, hat es entweder nicht gelesen, und sollte dies dann schleunigst nachholen, oder mir erklären, warum er das nicht nachvollziehen kann. Das würde mich wirklich interessieren.

b) Und kürzlich, gerade erst im Urlaub gelesen, “The Rosie Project” von Graeme Simsion. Es sprach mich einfach an, ich habe lange nicht mehr so viel gelacht beim Lesen eines Buches, mich gleichzeitig mit dem Hauptcharakter so wohl gefühlt, mit ihm und für ihn gelitten, mich mit ihm zum Teil identifizieren können und ach, lest es einfach.

c) Ebenso gerade im Urlaub verschlungen habe ich “Dachdecker wollte ich eh nicht werden” von Raul Krauthausen. Ich wäre ja dafür, dass das in Schulen gelesen wird. Und auch sonst wo. Von ganz vielen. Denn es ist einfach gut! Authentisch, ehrlich, berührend, informativ und lehrreich.

Andere zu ‘nominieren’ lasse ich an dieser Stelle aus, aus Gründen.

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London X – Epilogue

Bereits drei Monate ist es her, dass ich aus London zurück kam. Auch wenn es nur fünf Tage waren, so schwingt noch immer viel Gefühl von dieser Reise in mir und meinen Gedanken umher. Als ich abflog wusste ich nicht, ob ich meinen Großvater noch einmal sehen würde, das machte die Abfahrt schwer. Gleichzeitig war ich voller Emotionen über das erste Wiedersehen nach vier Jahren mit der Stadt, in der ich mich lange Zeit absolut zu Hause gefühlt habe. Auch das Wiedersehen mit einigen Freunden stand an und ich war aufgeregt, freudig, erwartungsvoll. Es waren grandiose fünf Tage. Einfach nur wunderbar und genau richtig mit all den Kleinigkeiten und Besonderheiten.

Als ich wieder in Hamburg landete, bin ich direkt vom Flughafen zu meinem Großvater gefahren. Ich konnte ihm noch erzählen, wie schön ich seine Empfehlung in die Silver Vaults zu gehen gefunden habe und ihm zeigen, was ich mitgebracht hatte, jeweils ein Geschenk von ihm an meinen Bruder und mich. Er konnte meinem Bruder die Taschenuhr noch persönlich überreichen und einige Wochen später trug er sie bei Großvaters Beerdigung.

Ich habe die ersten Einträge sehr schnell schreiben können, mit Großvaters Tod und unserem Abschied von ihm, verschoben sich die Prioritäten. Nichtsdestotrotz habe ich gemerkt, dass mir der Abschluss dieser Reihe, auch nach so vielen Wochen, wichtig ist. Dieser Besuch war für mich eine Zäsur. Vielleicht sogar auch ein bewusstes Beenden einer (Trauer-)Phase, die mit fast vier Jahren viel zu lange gedauert hat.

Ich bin wieder hier. Ich bin wieder angekommen. Ich gehöre dort nicht mehr hin, auch wenn ich mich dort immer noch sehr wohl fühle. Es ist ok, dass ich nicht mehr dort bin. Vieles fehlt mir noch sehr, aber ich habe auch vieles hier, was ich in London nicht hatte und nicht hätte haben können. Und nun habe ich es erlebt und rede es mir nicht nur ein, dass ich emotional auch wieder in der Lage bin, jederzeit London zu besuchen, ohne dass ich meine Entscheidung, nach Hamburg zurückgekehrt zu sein, bereue.

London, I still love you deeply but now Hamburg is my home again.
So long, and thanks for all the fish.

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London IX – St. Paul’s Cathedral

Nach den Silver Vaults begebe ich mich zu St. Paul’s Cathedral. Etwas mehr als zwei Jahre habe ich das Glück gehabt, vom Schreibtisch aus auf dieses beeindruckende Gebäude gucken zu dürfen. Zeit, es mal von innen zu betrachten, hatte ich damals nicht. Aber fasziniert hat es mich schon immer, also war es diesmal ein Muss.

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Für die geführte Rundtour bin ich zu spät, aber es gibt Audioguides, mit denen man sich im eigenen Rhythmus durch die Cathedral bewegen kann. Eigentlich liegt mir das auch mehr. Während ich unter der Kuppel sitze und alles auf mich wirken lasse, probt ein Chor und ich erinnere mich an meine Chorzeiten in England zurück. In St. Paul’s habe ich nie gesungen, immerhin aber je einmal in Westminster Abbey und Exeter Cathedral. Die Akustik ist bemerkenswert.

Jede Stunde gibt es eine Miniandacht und tatsächlich, alle halten inne, respektieren die zwei Minuten Ruhe. Ich kontempliere derweil wie ich meine Höhenangst und den Wunsch, den Turm der Kuppel zu erklimmen, vereinen kann. Es sind drei Etappen, die man zu gehen hat, die erste Runde von 257 Stufen bringt einen über eine noch relativ große Wendeltreppe auf die Whispering Gallery. Von dort geht es weiter auf sehr schmalen Stufen und engen Gängen über weitere 119 Stufen zur Stone Gallery. Dort kann man am Fuße der Kuppel außen herum gehen. Noch fühlt es sich alles gut an.

Die nächste Etappe, weitere 152 Stufen, erfordert all meine Konzentration. Die Stufen bestehen hauptsächlich aus so Gittern und man da durch nach unten schauen, was ich mir die ganze Zeit leise vor mich hinmurmelnd verbiete. Bzw. ich versuche es in der positiven Variante: just look up, only look up, one step at a time.

Als ich oben angelangt bin, erwartet mich die Belohnung, ein wahnsinnig schöner Blick. Einmal rund herum auf London. Ich bekomme eine Gänsehaut.

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Blick nach Südwesten

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Blick auf das Dach des Naves

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Blick direkt nach Süden…



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…auf die Tate Modern.

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Shakespeare’s Globe

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Im Osten eine für mich neue Skyline

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Beloved Tower Bridge

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In einem davon war mein Büro

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Richtung Norden eher nicht so spannend..

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..naja, mit Zoom wird es interessanter.

Die 528 Stufen wieder hinabzusteigen ist etwas schwieriger, zumindest in der ersten Etappe. Nicht runter zu gucken, aber einigermaßen sicher die Stufen zu erwischen, ist eine Herausforderung. Aber ich habe ja Zeit und gehe ganz langsam. Eimer vs. Höhenangst 1:0.

Es geht weiter zu V, die mich noch zum Abendessen eingeladen hat. Wir quatschen uns den Mund fusselig. Es ist ein wenig so wie damals, als wir noch zusammen wohnten. Der Abschied fällt leichter, wir sind wieder drin. Ein schöner Abschlussabend dieser Reise.

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London VIII – Silver Vaults

Montag früh vor Tau und Tag mache ich mich auf nach Holborn, um erneut und diesmal mit mehr Zeit, in die Silver Vaults zu gehen. Wie bereits am Samstag wird am Eingang kurz, aber aufmerksam in meinen Rucksack geschaut und beim Anblick meiner Kamera eine Ermahnung über das Photographierverbot ausgesprochen. Dieses gilt allerdings nur in den Gängen. In den einzelnen Vaults darf, mit Einverständnis der Ladeninhaber, dann doch photographiert werden.

Ich lasse mich durch die Gänge treiben und schaue erstmal nach Läden, die Taschenuhren anbieten. Das sind nur wenige, einer hat sich insbesondere darauf spezialisiert. Das macht sich auch sofort in den Besonderheiten und somit auch Preisen für die einzelnen Stücke bemerkbar. Auch als ihm klar wird, dass seine Uhren meilenweit außerhalb meines Budgets liegen, erklärt mir der ältere Herr in diesem Vault mit einer ansteckenden Begeisterung die Mechanik der verschiedenen Uhren. Einige können nicht nur zur Stunde schlagen, sondern präzise über verschiedene Töne die genaue Zeit angeben. Ich staune und vertrödele so mal eben vollkommen fasziniert mehr als eine Dreiviertelstunde. Es wird aber schnell deutlich, dass die Taschenuhr, die ich bereits am Samstag fand, genau die richtige und auch noch im Preis vertretbar ist.

Als ich dem Laden (Vault 7) wieder auftauche, strahlt mich der Besitzer an und sagt grinsend zu seinem Bruder, er habe doch gewusst, dass ich wieder käme. Und mir erzählt er, dass ein anderer Ladeninhaber ihm eigentlich Samstag noch die Uhrenkette hatte abkaufen wollen, er ihn aber meinetwegen auf Montagabend vertröstet hatte. Ich unterhalte mich noch einige Zeit mit den Brüdern und schaue dabei schon mal hie und da auf Preise für Teekannen. Denn ebenso, wie ich im Großvaterauftrage etwas für meinen Bruder besorgen soll, hatte er mir aufgetragen, mir auch selber was Hübsches zu kaufen. Als begeisterter Teetrinker liegt da eine entsprechende Kanne nahe.

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Man weiß nicht, wohin man zuerst schauen soll

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Verdammt großer Sektkühler in der Mitte.

Ich stromere durch verschiedene Läden, schaue verschiedene Modelle an, vergleiche Preise, lasse mir die Stempel erklären, die Aufschluss über Jahr und Herstellungsort geben. Generell habe ich immer wieder einfach angenehme Unterhaltungen mit den Verkäufern. Einer vermutet mich aus Australien. Ich versteh das nicht. Erst recht nicht, seit ich die Aussies vor Ort hab reden hören. Nein, so klingt mein Akzent nun wirklich nicht.

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Diverse Kannen und andere Behältnisse.

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Dinge, die meiner Oma gefallen hätten.

Ich komme zu Vault 53, der, wie man mir sagte, mehr “Frauen-Dinge” haben soll. Mich sprechen die jetzt weniger an, ich brauche keine mit Emaille besetzten Döschen oder Handspiegel, aber ich mag sofort die warme Ausstrahlung, die mir von Linda entgegen kommt. Sie hat die für mich angenehme Mischung aus Aufmerksamkeit schenkend und in Ruhe gucken lassend. Ich schaue mich um, lasse mir eine Kanne zeigen, die mir gefällt und bin über den Preis sehr überrascht. Kannen im gleichen Stil aus ähnlichen Jahren und Manufakturen habe ich in anderen Vaults für einiges mehr gesehen. Es stellt sich später nach weiterer Recherche heraus, dass dies aber aus mehreren Gründen Sinn ergibt, nur mit schlechterer Qualität hat es zum Glück nichts zu tun.

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Das ist dann mehr meine Farbe.

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Die wiederum nicht so.

Linda bedient auch gerade eine Japanerin, die einen massiven Großeinkauf tätigt und ich signalisiere ihr, dass ich an der Kanne interessiert bin, aber später wiederkommen werde. Ich schaue mir zwischenzeitlich noch weitere Vaults an und kehre dann zu Linda zurück. Wir halten ein Schwätzchen, ich schaue mir noch die Taufbecher genauer an und schlage dann zu. Sie bittet darum, mir die Kanne erst später zuschicken zu dürfen. Ich gucke verdutzt. Sie würde sie gerne noch für mich überarbeiten und ordentlich polieren lassen, ohne Aufpreis, und dann auf ihre Kosten zu mir nach Hause schicken. Prima, dann muss ich das Ding jetzt nicht mitschleppen. Ich bin begeistert. (Es klappte auch hervorragend.)

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Kleiner Laden, große Auswahl. Vault 53.

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Tauf- und Sahnebecher.

 

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Miniaturgedöns.

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Noch mehr Miniaturgendöns.

Während vorhin noch die Japanerin bedient wurde, konnte ich ein paar Photos machen. Es ist nicht ganz einfach mit der Beleuchtung und ich hab auch wenig Ahnung davon, wie man mit den ganzen Glasfronten, Spiegeln und Lichtern am besten umgeht, aber als Teaser sind sie nicht ganz schlecht. Ich würde ohnehin jedem empfehlen, sich das alles selber anzuschauen. In Ruhe und mit viel Zeit. Und dann auch auf jeden Fall in Vault 7 bei Howard Linden und Vault 53 bei Linda Jackson vorbeizuschauen. Die beiden waren mir am sympathischsten. Und das lag nicht daran, dass ich dort etwas kaufte und dass die dort daher besonders freundlich und offen zu mir waren, sondern weil sie so waren und ich dort fand was ich suchte, kaufte ich dort besonders gerne.

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Schalen

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Noch mehr Dinge, die Oma gefielen.

Als ich in einer großen Schüssel mit Löffeln wühlte, war Linda auch sehr pragmatisch und unkompliziert: Kipp doch einfach alle auf den Teppich, dann siehst Du auch die, die ganz unten sind. Gesagt, getan.

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“Kipp einfach alles aus! Dann kannst Du besser schauen.”

Ich hätte sicherlich noch mehr Zeit dort verbringen können, aber wohl besser nach einer Pause, man hat sich irgendwann an Allem etwas übersehen. Die Augen springen hin und her und wenn man nicht recht gezielt guckt, dann kann es einen alles optisch erschlagen. Aber selbst wenn man nichts Konkretes sucht, was es mir einfacher machte, fokussierter in die großen Ausstellungsregale zu blicken, so wird man doch sicher auch fündig, denn auch für geringe Beträge gibt es schon schöne Stücke zu erstehen. Es gab auch noch einen Vault mit Schmuck, da hab ich aber nur ein bisschen geschaut und geschwatzt. Da ich so gut wie nie Schmuck trage, war das nur limitiert interessant für mich. Die Stücke waren aber sehr schick und durchaus nach meinem Geschmack.

Mehr über die Silver Vaults und ihre Geschichte gibt es auf dieser website. Dort findet sich auch eine Übersicht über die einzelnen Vaults und worauf die sich jeweils so spezialisiert haben. Der Tip meines Großvaters war nicht Gold wert, aber Silber, und somit goldrichtig. Und dadurch, dass ich von ihm von den Vaults erfuhr, hatte ich ihn irgendwie die ganze Zeit  bei mir.

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